Das Zappelmännchen
Paul ist von Natur aus ein Zappelmännchen, das nie auf den Punkt kommt und das relativ schlampig arbeit. Trifft Paul auf einen übergenauen Geschäftspartner, der zu viel Präzision einfordert, gibt es Krieg.

Das führt zu meinem inneren Konflikt, Paul als Teil meines Teams nach aussen vor unberechtigter Kritik und zu hohen Anforderungen schützen zu müssen, während ich ihm zugleich beibringen muss, dass seine Arbeit wirklich nicht das Gelbe vom Ei ist.

Durch ersteres fühlt er sich bestätigt, letzteres ist für ihn nicht nachvollziehbar. Er nickt dann zwar nachdenklich den Kopf und ergeht sich in Seufzern und durch gedehnte "jaaaaa ..." angedeutete selbstkritische Zustimmung, wenn man ihn danach jedoch befragt, was er an seinen Berichten ändern wird, wird klar, dass er nichts verstanden hat.

Dann und wann hat Paul seine grossen Momente. Er denkt dann strategisch und unterbeitet ungefragt Vorschläge für die ganz grossen Würfe. Würfe, die selbst mir als seinem Vorgesetzten einige Schuhnummern zu gross sind oder Würfe, die nur gross erscheinen, aber Blindgänger wären, würde man an ihnen arbeiten.

Seinen strategischen Ideen gemein ist, dass sie an der eigentlichen Sache vorbeizielen, kein Problem lösen, Probleme tendenziell verstärken oder aus sonstigen Gründen keinen Sinn machen.

Ich mag Paul eigentlich. Er ist ein sympathischer Kerl, mit dem ich gern ein Bier trinken gehe. Aber im Job ist er derzeit wenig zu gebrauchen. Ich würde ihm gerne helfen, ihn fachlich voranbringen aber auch methodisch fördern und ihm beibringen, dass man am Punkt und sauber arbeiten muss. Er muss verstehen, dass er erstmal gute Arbeit abliefern muss, bevor er daran gehen kann, strategisch zu denken, weil der gar nicht die Detailtiefe der täglichen Arbeit beherrscht, um die richtig fokusierte Weitsicht für das grössere Ganze zu haben.

Ich würde all das wirklich gerne machen, auch wenn ich weiss, dass das mit hohem Zeitaufwand verbunden ist. Und eine Frage bleibt bei all dem bestehen: Ist er überhaupt dazu fähig, dazuzulernen? Wird er je strukturierter und päziser denken und arbeiten können? Kurz - lohnt der Aufwand, sich mit ihm zu beschäftigen oder hat er schlicht den falschen Job?